Weiterer wichtiger Schritt in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Marburg

Henning Köster

Am Vorabend des Holocaust-Gedenktages hat der Haupt- und Finanzausschuss der Marburger Stadtverordnetenversammlung auf Initiative von Henning Köster (Marburger Linke) und dann von Oberbürgermeister Thomas Spies in einer Magistratsvorlage beantragt, einstimmig empfohlen, den Karl-Theodor-Bleek-Platz sowie -Steg am Südbahnhof in Hildegard-Hamm-Brücher-Platz umzubenennen.

Bleek (FDP) konnte nur OB (1946-1951) werden und es später bis zum Staatssekretär im Bundespräsidialamt unter Theodor Heuss bringen, weil er seine NSDAP-Mitgliedschaft leugnete. Im Vorfeld der Umbenennung konnte ich herausarbeiten, dass es schlechterdings undenkbar ist, dass er als Stadtkämmerer von 1937-45 und damit nach der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 drittwichtigste Person der Stadtspitze in Breslau (heute Wroclaw) – der Stadt mit der zweitgrößten Jüdischen Gemeinde des damaligen Deutschlands – nicht in die Arisierung, Verfolgung und Deportation verwickelt war.

Nach der Studie von Prof. Conze und seinen Mitarbeiter*innen Alexander Cramer, Sarah Christin Wilder und Dirk Stolper zur NS-Belastung von Marbuger Stadtverordneten und Magistratsmitgliedern sowie der darauf fußenden Umbenennung des Walter-Voß-Weges (NS-Bürgermeiste ab 1927, OB ab 1942) ist dies der dritte von unserer Fraktion angeregte Schritt zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit kommunaler Mandatsräger*innen. Die Aufarbeitung der Verwaltung sollte in der nächsten Wahlperiode folgen.