Aufzeichnung Ukraine Krieg - 9 Monate und kein Ende - Diskussion mit Jürgen Rose (Bundeswehr-Oberstleutnant a.D.)

Kreisfraktion
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Ukraine Krieg - 9 Monate und kein Ende - Diskussion mit Jürgen Rose (Bundeswehr-Oberstleutnant a.D.)

Aufzeichnung der Veranstaltung:

Was bedeuten Aufrüstung und Militarisierung für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Stabstelle Division schneller Kräfte in Stadtallendorf ?

 

Hans-Jürgen Rose ist ein deutscher Publizist und ehemaliger Offizier. 2007 verweigerte der Oberstleutnant als erster Soldat der Bundeswehr aus Gewissensgründen seine Beteiligung am Tornado-Einsatz in Afghanistan.

 

In zahlreichen Publikationen legt er seine kritische Sicht der Sicherheits- und Außenpolitik dar. Er ist Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Darmstädter Signal.

 

Was bedeuten Aufrüstung und Militarisierung für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Stabstelle Division schneller Kräfte in Stadtallendorf ?

Die Kreisfraktion DIE LINKE Marburg-Biedenkopf lud zu einem Gespräch mit Jürgen Rose ein:

Hans-Jürgen Rose ist ein deutscher Publizist und ehemaliger Offizier. 2007 verweigerte der Oberstleutnant als erster Soldat der Bundeswehr aus Gewissensgründen seine Beteiligung am Tornado-Einsatz in Afghanistan. In zahlreichen Publikationen legt er seine kritische Sicht der Sicherheits- und Außenpolitik dar. Er ist Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Darmstädter Signal.

 

Seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO auf die damalige Bundesrepublik Jugoslawien im Jahre 1999, mit dem verbrecherischen Angriffskrieg der USA und deren willfährigen Koalitionären auf den Irak und seine Menschen 2003 und jetzt auch mit dem am 24. Februar 2022 erfolgten Einmarsch der Russischen Föderation in die Ukraine sind Militarisierung und Kriegsrhetorik international zum Standard geworden. Der Krieg dort, die brutalen Kämpfe und Bombardierungen dauern weiter an. Auch die Zahl der Toten, Verkrüppelten und Verwundeten an Körper und Seele steigt von Tag zu Tag.

Die Regierungen zeigen keinerlei Interesse daran, auf ein Ende des Krieges hinzuwirken. Im Gegenteil setzen sie auf eine möglichst unbegrenzte Fortdauer des Schlachtens, auf forcierte Aufrüstung und auf Appelle, den Gürtel enger zu schnallen - irgendwer muß den Krieg schließlich finanzieren. In den Sporthallen des Landkreises wird das Wasser abgestellt und die Verwaltungsgebäude nur noch auf 19 C geheizt. Schwimmbäder und Gemeindehäuser werden geschlossen.

Zuhause soll beim Heizen und Duschen gespart werden. Die Bevölkerung soll kürzer treten und einen Wohlstandsverlust in Kauf nehmen, hungern für Hubschrauber, frieren für Fregatten – das ist die Quintessenz der neuen Verzichtspolitik. Gleichzeitig wird ein sogenanntes „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro zum Zwecke einer aberwitzigen Aufrüstung der Bundeswehr gebildet und eine Truppenaufstockung beschlossen, die auch den Landkreis Marburg-Biedenkopf treffen könnte.

Die Stabstelle der Division Schnelle Kräfte ist nach wie vor in Stadtallendorf verortet. Damit wäre auch der Landkreis ein strategisches Ziel, wenn es zu einer militärischen Auseinandersetzung käme, die sich auf Gesamteuropa ausweitet. Eine Ausbildung von Ukrainern an den von der NATO gelieferten Waffen findet bereits andernorts statt.

Auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr in Bayern und in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz werden ukrainische Soldaten an Haubitzen ausgebildet. Völkerrechtlich könnte dies laut einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages bereits als Kriegsteilnahme gewertet werden. Auch Aussagen unserer PolitikerInnen deuten darauf hin, dass man sich bereits als Kriegspartei fühlt. So twitterte Karl Lauterbach: „Was sollen denn jetzt Kniefälle vor Putin bringen? Wir sind im Krieg mit Putin und nicht seine Psychotherapeuten. Es muss weiter konsequent der Sieg in Form der Befreiung der Ukraine verfolgt werden. Ob das Putins Psyche verkraftet ist egal.“ Gilt letzteres womöglich auch für einen Atomkrieg?

Dies zeigt: Eskalation und Militarisierung finden auch auf der Ebene der sprachlichen Rhetorik statt. Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass Friedensgespräche und Verhandlungen als politische Option gesucht werden. Schießen ist besser als Reden lautet die Devise. Obwohl der Ukraine-Kriegs und eine mögliche Ausweitung gravierende Folgen für die globale Gesellschaft haben, die über neue Migrationsbewegungen, Hungerkatastrophen bis hin zu einem ausgedehnten Atomkrieg reichen können.

Mit dem Militärexperten Jürgen Rose möchte die Kreisfraktion ein Gespräch über die Ursachen des Ukrainekriegs führen, aber auch Möglichkeiten erörtern, wie dieser Krieg beendet werden kann. Wie kann eine stabile Friedensordnung nach dem Ende der Kampfhandlungen aussehen? Welche Konfliktdimensionen jenseits des offensiven Kriegsgeschehens gilt es zu berücksichtigen? Aber auch wie sich die Militarisierung, Aufrüstung und Fortsetzung des Ukrainekriegs auf den Militärstandort Stadt-Allendorf und den Landkreis Marburg-Biedenkopf auswirken.